Joachim Rabe, genannt Jochen, ist, was man wohl ein Urgestein der Digitalbranche nennt. Daher weiß ich gar nicht mehr genau, wann unsere Wege sich das erste Mal kreuzten: in seiner Zeit bei MSN, adpepper oder Interactive Media. Auf jeden Fall verschlug es ihn 2007 zu Match.com, die kurz darauf neu.de kauften und wo er bis zum heutigen Tage als Deutschland-Chef agiert. Ja genau, bis heute. Er beendet seine Karriere als Chef-Dater und wird sich in Zukunft neuen Aufgaben widmen. Kein anderer hat den Dating-Markt derart geprägt und mit der Initiative S.P.I.N. Kodex im BVDW dafür gesorgt, dass Nutzer die Spreu vom Weizen trennen können. Bei unserem letzten Cribb AbendsMal in München erklärte er mit Begeisterung auch meinen Kolleginnen Tilanie Amadoru, Juliane Wattky und mir die Sinnhaftigkeit von Tinder. Ich hatte meine Zweifel, aber die Demo und die Zahlen sprechen wohl für sich.
Jochen ist ein absoluter Netzwerker und hält seine Kontakte stets aufrecht. Jedes Jahr habe ich mich über kreative Weihnachtsgeschenke gefreut, auch in Zeiten, in denen wir keine geschäftliche Beziehung hatten. Von der neu.de-Marmelade mit Frühstücksbrettchen bis … Liebe geht halt durch den Magen, und Freundschaft auch. Unprätentiös, smart, ehrlich, mit ansteckend guter Laune – so würde man Jochen wohl beschreiben. Und in der Tat scheint er bei seinen Mitarbeitern sehr beliebt zu sein, denn nur wenige wollten ihn in den letzten 7 Jahren verlassen. Man kommt wegen des Unternehmens und geht wegen des Chefs. Oder eben nicht.
Ich freue mich für Jochen, dass er nun neue Wege gehen wird und bin gespannt, was er noch alles bewirken wird. Seine Kollegen und Freunde werden ihn heute feiern – als Dank für einen tollen Chef, Kollegen und Mitstreiter. Genieß’ es Jochen und bis bald!
Lernen Sie Jochen im Digital-Check kennen, und scheuen Sie sich nicht, es in der realen Welt auch zu tun – es lohnt sich!
Ein tolles Winterwochenende und bis nächste Woche!
Ihr
Harald R. Fortmann
1) Was wolltest du als Kind werden?
Globetrotter, Entdecker oder zumindest Expeditionsleiter. In jedem Fall kein Bürojob 🙂
2) Wie würden deine Mitarbeiter deinen Führungsstil beschreiben?
Ich vermute positiv. Die Fluktuation war in den letzten 7 Jahren jedenfalls sehr gering. Aber Harald, diese Antwort überlasse ich letztlich Dir. Als leidenschaftlicher Headhunter, mit dem richtigen Gespür für die besten Kandidaten, hast Du doch bereits mit meinen Mitarbeitern gesprochen 😉
3) Und wie du selbst?
MBO, somit ein starker Fokus auf Eigenverantwortung im Rahmen definierter Ziele. „Fördern und fordern“, da nur Mitarbeiter, die sich und ihre Kompetenz geschätzt sehen, hoch motiviert sind. Flache Hierarchien, Teamorientierung, Pragmatismus, „Offene Türen“ und Kritikfähigkeit gehören für mich dazu. Die, die damit umgehen können, laufen zur Höchstform auf.
4) Stichwort War for Talents: Wie gelingt es dir, die besten Mitarbeiter zu finden?
Wir suchen klassisch über Anzeigen, Recruiter und Empfehlungen. Überzeugen können wir nur durch Vision, Vertrauen und Glaubwürdigkeit.
5) Und wie hältst du sie?
In der Digitalen Wirtschaft ist die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern hoch. Irgendjemand zahlt immer mehr und bietet den klangvolleren Titel. Die Erwartung der Mitarbeiter ist aber höher. Deshalb spielen nicht-monetäre Faktoren, wie persönliche Entfaltung, soziale Beziehungen im Team und das Übertragen von Verantwortung, eine wesentliche Rolle. Mitarbeiter wollen spüren, dass sie gebraucht werden. Unterforderung ist deshalb genau so kritisch zu sehen wie Überforderung. Auch der Wunsch nach Arbeiten in internationalen Teams wird größer.
6) Was bedeutet der digitale Wandel für dich im Alltag und auf der Arbeit?
Da ich seit 1996 mit dem damals noch sogenannten „neuen Medien“ mein Geld verdiene, habe ich viele Wandlungen erlebt, und ich bin froh darüber, da es mir in der privaten wie auch beruflichen Bewertung hilft. Mein Tag ist von digitalen Services und Geräten geprägt, da ich nicht auf deren Vorteile verzichten will. Als Vater zweier Jugendlicher sehe ich aber auch die Verantwortung, die wir alle haben. Der digitale Wandel darf nicht in einzelnen Lebensbereichen zur Bedrohung für heutige und zukünftige Generationen werden.
7) Die Risiken der Digitalisierung stehen oftmals im Vordergrund, wir möchten das Positive herausheben. Welche Chancen, denkst du, ergeben sich durch sie?
Wo soll ich anfangen, wo aufhören, das Spektrum ist zu weit, um mit zwei Sätzen zu antworten. Zentral sind aber die Aspekte Information und Kommunikation. Nie zuvor konnten sich so viele Menschen so umfassend informieren, über das Weltgeschehen, oder das, was im nächsten Dorf passiert, über Produkte, ihre Freunde – egal, wo diese gerade sind – jederzeit und an fast jedem Ort. Das ist die Basis und hat unser Leben revolutioniert. Diese Reise hat erst angefangen.
8) Welche Schritte in Richtung digitale Transformation hast du in deinem Unternehmen angestoßen?
Ich arbeite seit 1996 in Unternehmen, deren Kerngeschäft ausschließlich digitale Services sind. Insofern bin ich quasi ein „post digital transformer“. Für uns stellt sich deshalb vielmehr die Frage, wie transformieren wir unser Business sinnvoll in die mobile Welt?
9) CEO, CDO, CIO, CTO, CMO, CFO, … – wer sollte die Digitalisierung der Unternehmen vorantreiben und warum?
Branchenbezogen! Der „C“ mit der höchsten Glaubwürdigkeit hierfür. Dies muss nicht der CEO sein, aber sie/er muss es konsequent unterstützen.
10) Wandel ist stets eine Herausforderung. Wie kann es gelingen, dabei alle Mitarbeiter mitzunehmen?
Ob es immer bei allen gelingt, ist fraglich. Identifikation mit dem Unternehmen und den Zielen schafft die notwendige Grundlage. Transparenz gegenüber den Mitarbeitern und Involvement beschreibt den richtigen Weg.
11) Digitaler Enthusiasmus ist für dich?
Auch wenn es überraschend klingt, wir alle stehen ja noch am Anfang der Entwicklung. Z.B. im Bereich des Handels, digitaler Services und deren Usability gibt es noch viele Herausforderungen – und ich bin glücklich, mit Leidenschaft mitten drin zu sein.
Vielen Dank, Jochen!
Joachim “Jochen” Rabe im Netz: LinkedIn, Xing
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