Uli Hegge ist seiner Zeit stets voraus. Ich lernte ihn als Gründer von 7d, später wunderloop, kennen, wo er sich mit einem Thema beschäftigte, was heute alle hypen und wenige (nach wie vor) verstehen. Und das war Anfang des Jahrtausends… Als er 2013 zum Generalbevollmächtigten der comdirect Bank berufen wurden, war dies auch weit voraus. Erst nachfolgend sind viele Industrien auf  das Thema Digitalisierung respektive Industrie 4.0 aufgesprungen und haben zum Teil nicht den Mut, echte digitale Unternehmer auf die Position zu setzen, sondern bestücken sie mit internen „Lösungen“. Sicher, es ist bestimmt nicht gemütlich, sich jemanden wie Uli an Bord zu holen. Er will Sachen bewegen, setzt Impulse und hinterlässt sicherlich dadurch auch oftmals ratlose Manager. Den Mut, neue Wege zu gehen, muss man schon haben, sonst sollte man mit einem Mensch diesen Schlags nicht zusammen arbeiten. Das Netzwerk von Uli ist beeindruckend, nur selten, dass er mal zu einem Thema keinen kennt –  er ist einfach zu lange schon dabei. Auf der Bühne fühlt er sich auch wie zu Hause, sein Redeanteil ist selten gering aber immer höchst qualifiziert.

Wenn Sie also mal den Input eines echten Digitalen Vordenkers benötigen, sprechen Sie Uli mal an!

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und nicht vergessen am Sonntag die Uhr zu verstellen!
1 Stunde vor (die Möbel RAUSstellen, merke ich mir immer…).

Herzlichst, Ihr

Harald R. Fortmann

Ulrich Hegge im Digital-Check mit Personalberater Harald R. Fortmann

1) Was wolltest du als Kind werden?

Social Media-Berater. Na gut, ernsthaft: Mit vielen Ärzten im Umfeld erst Chirurg, danach Tischler, dann Musiker, dann Journalist. Nun ja.

2) Wie würden deine Mitarbeiter deinen Führungsstil beschreiben?

Das hat sich über die Jahre verändert, denke ich. Von kreativem Halbchaos, aber rund um die Uhr, zu deutlich mehr Struktur.

Klare Zielsetzung nach Diskussion, sehr genaue Überprüfung der Resultate. Auf dem Weg dahin viel Freiheit.

Mal sehen, ob frühere Kollegen kommentieren 😉

3) Und wie du selbst?

Fordernd, fördernd. Große Schwierigkeiten, dabei zu akzeptieren, dass viel Freiheit nicht immer zu viel Engagement und guten Ergebnissen führt.

4) Stichwort War for Talents: Wie gelingt es dir, die besten Mitarbeiter zu finden?

Nur durch spannende Aufgaben und eine passende Gestaltung des Arbeitsumfelds schaffe ich es, Begeisterung für eine Aufgabe herzustellen. Und ohne diese Begeisterung bekommt man nur einen bestimmten Typ Mitarbeiter – die für unsere Branche meist nicht die Besten sind. Sehr wichtig sind dann auch die Referenzen. Gute Leute ziehen gute Leute an. Es macht einfach mehr Spaß.

Nicht alle Jobs bieten diese Möglichkeit im gleichen Maß. Eine echte Herausforderung ist es dann, die Aufgabe so zu gestalten, dass auch durch diese Mitarbeiter ein sichtbarer Wertbeitrag zum großen Bild geleistet werden kann, sonst droht Frust.

Ein weiteres wichtiges Kriterium: In meinen verschiedenen Rollen suche ich immer nach „Kriegern“ statt „Söldnern“ als Mitarbeiter. Leider konnte ich für die militärische Metapher noch keinen passenden Ersatz finden, aber was ich damit meine: Wer sich für ein Thema, ein Projekt oder eine Vision wirklich dauerhaft begeistern lässt, wird bei Schwierigkeiten anders damit umgehen als jemand, der vorrangig auf die besten Konditionen und die nächste Karrierestufe schaut.

5) Und wie hältst du sie?

Ständige Weiterentwicklung – entweder des Aufgabenfeldes oder/und des Mitarbeiters.
Das ist aber auch eine Typfrage, manche möchten oder brauchen einfach Routine. Ich akzeptiere das, aber auf den entscheidenden Positionen möchte ich persönlich nicht so arbeiten.

6) Was bedeutet der digitale Wandel für dich im Alltag und auf der Arbeit?

Seit 1989 (noch während des Studiums) arbeite ich im und mit dem Internet – das heißt trotz meines fortgeschrittenen Alters habe ich immer im digitalen Umfeld gearbeitet. Uber die Jahre haben sich aber nicht nur meine Aufgaben, sondern auch die digitalen Rahmenbedingungen geändert. Digitaler Wandel bedeutet für mich vor allem dauernder Wandel. Würde ich mich nur für ein Jahr ausklinken, würde ich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bestimmte Entwicklungen nicht mehr wirklich verstehen und nutzen können.

Bei unserer Teenager-Tochter sehe ich beispielsweise, wie Facebook in ihrem Umfeld überhaupt keine Rolle mehr spielt. Gleichzeitig haben die meisten Unternehmen, und erst recht die C-Level, gerade so eben verstanden, was sie mit und auf Facebook anfangen könn(t)en. Ihre Zielgruppe von morgen ist aber schon ganz woanders.
Auch, wenn sich das Timing oder die Plattform wie so oft anders entwickeln als erwartet: Diese Entwicklungsgeschwindigkeit zu akzeptieren und, soweit möglich, für einen Wettbewerbsvorteil zu antizipieren, ist zentrales Merkmal des digitalen Wandels. In bereits digitalisierten Branchen ändert sich der Job ständig, und das wird in immer mehr Branchen so sein. Wenn wir nicht genug in Bildung und Ausbildung investieren, wird dies ein riesiges Problem für das mittlerweile eher träge Deutschland. Und die oft technophobe Attitüde unserer Bildungsbürger ist auch eine Herausforderung.

Privat bin ich ein „Late Early Adopter“. Ein Beispiel: Twitter habe ich sehr kurz nach Start ausprobiert und überhaupt nicht verstanden, aber weiter beobachtet. Etwa ein Jahr später habe ich dann meinen auch heute genutzten Account eingerichtet, und verfolge da seit Jahren das Ziel, eine Qualitätslinkschleuder zu sein – zu allem, was mich interessiert.

7) Die Risiken der Digitalisierung stehen oftmals im Vordergrund, wir möchten das Positive herausheben. Welche Chancen ergeben sich deiner Meinung nach durch sie?

Ist es nicht absolut großartig, sofortigen Zugang zu ungeheurem Wissen zu haben? Und dieses Wissen umsetzen zu können in Services, die direkt das Leben von Millionen Menschen erreichen und verbessern können?
Das kann schon auf so vielen Wegen geschehen, und mit der weiteren Digitalisierung von immer mehr Bereichen eröffnen sich dazu immer mehr Chancen.
Das hat es vorher in der Menschheitsgeschichte so nicht gegeben: Machen wir etwas Gutes daraus!
(Daran muss ich mich übrigens auch immer wieder selbst erinnern, wenn ich etwas zu lange in Kommentaren diverser Sites gelesen habe… Das Internet kann so viel mehr als Cat Content zeigen und Hatern und Verschwörungstheoretikern eine Plattform zu bieten.)

8) Welche Schritte in Richtung digitale Transformation hast du in deinem Unternehmen angestoßen?

Ich war über die Jahre ja in mehreren Unternehmen tätig, die Startups würde ich jetzt mal ausklammern.

Für sehr wichtig halte ich das Wissen über das, was bei den Menschen, den Kunden passiert. Was machen sie, wie verhalten sie sich, was erwarten sie? Ohne dieses Verständnis geht es nicht. Und das bedeutet nicht weitere Marktforschung in Auftrag zu geben, sondern aktiv teilzunehmen, auszuprobieren.
Diese konsequente Kundensicht ist zentral bei der Digitalisierung. Darauf basierend müssen ebenso konsequent Aufbau- und Ablauforganisation dieser Sicht bestmöglich entsprechen. Das versuche ich überall anzustoßen und umzusetzen, wo ich Verantwortung trage.

9) CEO, CDO, CIO, CTO, CMO, CFO, … –  wer sollte die Digitalisierung der Unternehmen vorantreiben und warum?

Auf keinen Fall irgendein übergestülpter Chief Digital Fuzzi als Stabsfunktion ohne P&L-Druck. Diese Idee höre ich nur immer von Leuten, die nie größere Unternehmen von innen gesehen oder dort nur im Stab und nicht in der Linie waren. Wer keine direkte P&L-Verantwortung hat, wird nie von den Bereichsfürsten ernst genommen werden, die meist seit Jahren ihren Wertbeitrag bringen. Wenn es eine dedizierte Führungsposition sein soll, dann entweder echtes neues Geschäft aufbauen oder direkte Verantwortung für die erfolgreiche Transformation laufenden Geschäfts haben.

Ansonsten gibt es keine Alternative zur Unterstützung durch die gesamte Führungsriege, mit dem CEO als Bannerträger.

10) Wandel ist stets eine Herausforderung. Wie kann es gelingen, dabei alle Mitarbeiter mitzunehmen?

Es wird nie gelingen, alle Mitarbeiter mitzunehmen – das ist immer auch eine Typfrage.

Für alle Anderen gilt: Ständige Kommunikation von Hintergrund, Zielen, Fortschritten. Das schließt auch die offene Information zu Rückschlägen ein, und wie man darauf reagiert. Etwas wie zu viel Information und Austausch gibt es bei dem Ausmaß des digitalen Wandels nicht.
Ohne ständig präsentes großes Bild, ohne „Vision“, verliert man im operativen klein-klein zu schnell den Blick für die Chancen und zu erreichenden Ziele.

11) Digitaler Enthusiasmus ist für dich?

Spaß an Neuem. Und der Glaube daran, dass dadurch das Leben besser wird.

Vielen Dank, Uli!

Ulrich Hegge im Netz: LinkedIn, Twitter, Xing

Vorherige “Digital-Checks”:

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Foto: Raimar von Wienskowski, www.rvw-photography.com