Gerade im Bereich der Anschubfinanzierung hat sich die Branche deutlich professionalisiert, da der Wettbewerb um frische Ideen und erfolgversprechende Teams mächtig gewachsen ist. Auch die Absicht, eigenes Managementwissen zu skalieren und davon auf breiter Front zu profitieren, treibt die Investoren an. Für Gründer keine schlechte Ausgangsposition, denn sie können im Wesentlichen zwischen drei Modellen wählen, bei denen Chancen und Risiken allerdings recht unterschiedlich verteilt sind.
Da sind zum Einen die klassischen Business Angels. Sie bieten idealerweise „Smart Money“ – neben Geld also auch noch gute Kontakte und Branchen-Know-how. Grundsätzlich eine faire Sache, denn sie gewähren den Gründern in der Regel den höchsten Grad an Freiheit und individueller Begleitung und tragen ihren Teil des Risikos.
Einen Schritt weiter gehen die Inkubatoren, die nicht nur die Anschubfinanzierung übernehmen, Wissen und ihr Netzwerk stellen, sondern auch gleich eine komplette Infrastruktur. Aber nur, wenn das Gründungsteam bereit ist, für diese Zusatzleistungen auch mehr Ansprüche abzutreten. Ein Konzept, das für beide Seiten aufgeht, wenn Verträge und Konditionen stimmen.
Company Builder schließlich haben neben fertigen Geschäftsideen und Business-Plänen auch rigide Beteiligungsmodelle in der Schublade. Sie suchen meist nach hungrigen, unerfahrenen Einsteigern frisch von der Uni, die sich für drei bis fünf Jahre auf ein solches Abenteuer einlassen. Denen wird in dieser Zeit viel abverlangt, was Manchen wohl erst im Falle eines Exits so richtig klar wird. Nicht selten geht ein solches Arrangement für die Gründer nur auf, wenn sie das Ganze als Lernerfahrung abbuchen. Zweifel sind auch erlaubt, ob eine gecastete Mannschaft für eine fertige Geschäftsidee in letzter Konsequenz genauso kämpft, wie sie es für eine selbst entwickelte tun würde.
Schauen wir uns an, welche Inkubatoren und Company Builder in nächster Zeit von sich Reden machen werden.
Uwe Horstmann, Geschäftsführer der Rocket Internet GmbH
Er blickt auf eine steile Karriere zurück. Erst 2008 verließ er die Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung (WHU – Oliver Samwers Alma Mater), wo er von der Studentenschaft und dem Stiftungsrat für sein herausragendes und selbstloses soziales Engagement mit dem d’Esterpreis geehrt wurde. Er war bereits während des Studiums ein wichtiger Mitwirkender vieler Rocket Internet Projekte und ist heute Teil eines kleinen Personenkreises, der im Umfeld des Samwer Inkubators die Geschäfte führt. Dabei liegen die Anbahnung neuer Geschäfte und die Beratung von Gründerteams in der Anfangsphase in seinem Verantwortungsbereich.
Lars Hinrichs, Gründer von Hackfwd
Er hat mit der BöttcherHinrichs AG einen der spektakulärsten Flops und mit der Xing AG einen der spektakulärsten Erfolge der deutschen Gründerszene hingelegt. Nach dem IPO von Xing gab Hinrichs die Führung ab und ging mit seiner Familie auf Weltreise. Die Zeit hat er dazu genutzt, mit vielen der führenden Denker im Bereich der digitalen Märkte weltweit zu sprechen. Er ist regelmäßiger Gast in Davos und aktiver TEDster. Dabei scheint eine Erkenntnis besonders in ihm gereift zu sein: Er möchte technische Innovationen in Europa fördern und zugleich in vielversprechende Projekte investieren. Keine Copycats, keine Powerpoint-Innovationen, sondern richtiges technisches Neuland. Das ist riskant und in Deutschland und Europa selten zu finden. Dass Hackfwd mit höchstmöglicher Transparenz bezüglich der Konditionen für Gründer arbeitet, rundet das Bild ab. So sollte die Symbiose aus Kapital, Know-how und innovativen Gründern aussehen.
Sarik Weber, Mitgründer und Geschäftsführer der Hanse Ventures, schaute sich bei den Samwers einiges ab
Diese sind bekannt dafür, gut funktionierende Geschäftsmodelle eingehend zu analysieren und dann selbst aufzusetzen. Das scheinen Weber und seine Mitgründer, die sich zusammen am Geschäftsmodell des Samwer-Unternehmens Rocket Internet orientieren, nun ebenfalls getan zu haben. Die Frage, ob es Platz für mehr als einen erfolgreichen Player in diesem Bereich gibt, wird die Zeit beantworten müssen. Weber und seine drei starken Mitgründer Jochen Maaß, Dr. Bernd Kundrun und Rolf Schmidt-Holtz sind davon offenbar überzeugt.
Qype-Gründer Stephan Uhrenbacher
Als er sich aus der operativen Führung als CEO des Unternehmens zurückzog, wollte er seine Erfahrung im Aufbau von Online-Plattformen und der Akquisition von Wachstumskapital dazu nutzen, neue Firmen zu gründen und sie durch Mitgründer aufbauen zu lassen. Sein erstes, vielfach ausgezeichnetes Projekt Avocadostore ist online. Aber in verschiedenen Blog Posts verdeutlicht Uhrenbacher, dass es gar nicht so einfach ist, die eigene Gründungskompetenz zu skalieren. Avocadostore braucht regelmäßig Input, bei Qype musste er unerwartet wieder einspringen und die Positionierung als Anlaufstelle für Mitgründer ist auch nicht trivial. Uhrenbacher ist nun Entrepreneur in Residence bei BV Capital und hat damit vielleicht tatsächlich den richtigen Weg gefunden, sein Know-how zu skalieren und im Startup Geschäft mitzumischen, ohne selbst jedes Mal komplett in der Pflicht zu stehen.
Andreas Thümmler, Gründer von CFP Corporate Finance Partners
Den vielfach vorhandenen Wunsch, als erfolgreicher Gründer auch bei anderen Neugründungen involviert zu sein, hat Andreas Thümmler, Gründer von CFP Corporate Finance Partners erkannt. CFP ist an den meisten großen Transaktionen im deutschen Onlinegeschäft beteiligt. Auf Käufer- oder Verkäuferseite sitzt meist ein CFP Partner und verhandelt. So auch beim Zanox-Verkauf an Axel Springer und Publigroupe, beim Verkauf von 25,1 Prozent der Xing AG an Burda oder beim Verkauf von Brands4Friends an Ebay. Daher hat CFP in 2007 den CFP & Founders Investment Fonds ins Leben gerufen, an dem über 130 deutsche Gründer und Investoren beteiligt sind. Das so entstandene Netzwerk hilft den Unternehmen, die der Fonds finanziell unterstützt und erlaubt es den investierten Gründern, einen guten Überblick über vielversprechende neue Themen zu behalten.