Christian Kuhna war einer der Panelisten auf meinem BVDW-Seminar auf der diesjährigen dmexco in Köln zum Thema “Love it, leave it or change it – Change Management in der digitalen Revolution”, das Sie sich unbedingt auf YouTube anschauen sollten.
Wer mich kennt, weiß, dass meine Treue der Marke NIKE gehört, was Christian natürlich direkt bei Ansicht meiner Schuhe an dem Tag aufstiess. Ein Besuch des adidas Headquarters steht nun an – mal schauen, ob sie mich konvertieren. Christian hat– nach Stationen bei Daimler und Siemens – 2007 in der internen Kommunikation seine Karriere gestartet. Nachdem er sich dann einige Jahre um das Thema Talent & Learning gewidmet hat, scheint es logisch, dass er nun den HR Think Thank leitet und sich hier vor allem für die Arbeitswelt der Zukunft engagiert. Dementsprechend aktiv war er dann auch auf dem Panel und auch in den Vor- und Nachgesprächen beeindruckt Christian durch seinen Enthusiasmus. Der Asien-Begeisterte, stets adidas Trainingsjacken tragende Manager hat mit seinem Think Tank die Denke bei adidas aufgemischt. Er analysiert globale Trends und ihre Auswirkungen auf die Welt bei adidas. Einen spannenden Bericht zu seinen Aufgaben finden Sie bei den Kollegen von humanresourcesmanager.de. Eines seiner schönsten Zitate findet man im Karriereblog meiner lieben Kollegin Svenja Hofert „Jede Firma sagt immer, wir wollen die Besten haben und wenn sie dann die Besten eingestellt haben, behandeln sie diese wie kleine Kinder.”
Mit mehr Menschen wie Christian in den HR-Abteilungen der großen Mittelständler und Konzernen wäre ich deutlich entspannter, was die Entwicklung Deutschlands im Rahmen der Digitalen Transformation angeht. Lernen Sie ihn hier kennen und vielleicht motiviert Sie das ja auch mal, in einen adidas Store zu gehen…
Und bei einem ist adidas wohl NIKE laut GQ-Magazin voraus: der individuelle Laufschuh aus dem 3D-Drucker ist bereits Realität.
Ich wünsche Ihnen ein weiteres herrliches Herbstwochenende – die Sonne soll ja wiederkommen.
Ihr
Harald R. Fortmann
1) Was wolltest du als Kind werden?
Als allererstes: Straßenmaler, also die Männer, die die weißen Mittelstreifen malen. Ich habe später tatsächlich ein paar Jahre als Künstler gearbeitet und sehr gut vom Malen großer Bilder gelebt. Dann Reiseschriftsteller – das kommt vielleicht noch…
2) Wie würden deine Mitarbeiter deinen Führungsstil beschreiben?
Offen, unkompliziert und kollaborativ. Die Kollegen wissen, dass ich für jeden greifbar bin – und zwar völlig egal, ob das ein Praktikant oder Vorstand ist. Eine meiner Hauptaufgaben ist es, Menschen zu vernetzen, und deswegen kommen viele Kollegen mit Fragen zu mir und ich versuche jedem, soweit ich kann, zu helfen.
3) Und wie du selbst?
Genauso: Offen und kollaborativ und immer anspielbar. So nutze ich z.B. gar kein eigenes Büro mehr, sondern arbeite fast ausschließlich in einer offenen Fläche, in der mich jeder jederzeit ansprechen und schnappen kann, und das machen die meisten Kollegen auch. Und obwohl ich zurzeit kein eigenes Team leite, habe ich doch ein riesen Netzwerk an tollen internen und externen Leuten, mit denen ich gern und gut zusammen arbeite. Ich bin überzeugt, dass in der Zukunft die Arbeit sowieso in Netzwerken passieren wird, wie Jon Husband sagt: „From hierarchies to wirearchies“!
4) Was bedeutet der digitale Wandel für dich im Alltag und auf der Arbeit?
Für mich ist das schon lange verschmolzen: ich trenne kaum zwischen Alltag und Arbeit, weil ich das Glück habe, mein Interesse und Leidenschaft für Zukunftstrends und Technologie zum Beruf gemacht zu haben. Ich war schon immer sehr digital – ich bin auf fast allen Plattformen aktiv – und ich genieße die fast grenzenlose Vernetzungs- und Informationsfreiheit. Trotzdem habe ich da eine gute Balance, und da kommt das Digitale mit dem „richtigen Leben“ in Einklang: Ich lese nach wie vor sehr viel, und wahrscheinlich sogar mehr – nur jetzt auf dem Tablet und Smartphone. Und ich habe viele intensive Konversationen mit Familie, Freunden und Bekannten – einige davon nur über digitale Kanäle, was die Unterhaltungen nicht weniger intensiv und wertvoll macht.
5) Die Risiken der Digitalisierung stehen oftmals im Vordergrund, wir möchten das Positive herausheben. Welche Chancen ergeben sich deiner Meinung nach durch sie?
Als grenzenloser Optimist sehe ich auch eher die Chancen, die sich durch die Digitalisierung ergeben: Zum Beispiel verbesserte Ausbildungs- und Entwicklungschancen für alle Menschen (mit Internetzugang), die Vernetzung von Interessengruppen, um Forschung und Entwicklung voran zu bringen, eine offenere Gesellschaft, in der sich schmutzige Geschäfte und Machenschaften nicht mehr verstecken lassen (z.B. Wikileaks) etc. Und nicht zuletzt zumindest die Möglichkeit der Befreiung des Menschen vom Joch der Arbeit durch zunehmende Automatisierung – also arbeiten können statt arbeiten müssen. Da kommt jetzt der Optimist in mir durch…
6) Welche Schritte in Richtung digitale Transformation hast du in deinem Unternehmen angestoßen?
Ich habe schon vor Jahren angefangen, unsere internen Kommunikations- und Kollaborationstools auf- und auszubauen, damals noch mit Blogs und Wikis, und damit die Grundlagen für unser Social Intranet ‘a-LIVE‘ gelegt, so etwas wie ‚Facebook for Business‘. Dann habe ich in einem tollen Team die Strategie des adidas Learning Campus entwickelt, unsere interne Uni sozusagen, die, inspiriert von dem MOOCs (Massive Open Online Courses, wie Coursere, EdX etc.), den freien Zugang zu Lernen für alle Mitarbeiter ermöglicht und online mit Workshops kombiniert. Und dann habe ich die sogenannte Speaker Series aufgebaut, in der wir fast wöchentlich interne und externe Impulse auf einer Bühne geben, die Talks aufzeichnen und im Intranet allen zur Verfügung stellen. Und schließlich haben wir gerade vor ein paar Monaten unsere neue Geschäftsstrategie verkündet, in der Open Source eine der drei Hauptsäulen ist.
7) CEO, CDO, CIO, CTO, CMO, CFO, … – wer sollte die Digitalisierung der Unternehmen vorantreiben und warum?
Das geht nur gemeinsam. Natürlich muss das von der Führungsspitze vorgelebt und unterstützt werden, IT und unsere Digitalen Teams spielen auch eine starke Rolle, aber noch mehr HR und das Netzwerk von Kollegen, die das verstehen und wollen. Wir müssen begreifen, dass es bei der digitalen Transformation weniger um Technologie geht, sondern um die Veränderungsprozesse, die (oft ausgelöst durch digitale Trends wie Digitalisierung, Internet-of-Things, Virtual Reality, Drohnen, Roboter, künstliche Intelligenz etc.) in der Unternehmens- und Führungskultur passieren müssen. Und da sind wir wieder bei der Verantwortung von HR.
8) Wandel ist stets eine Herausforderung. Wie kann es gelingen, dabei alle Mitarbeiter mitzunehmen?
Mitnehmen ist das richtige Stichwort, wobei man nie alle Mitarbeiter mitnehmen kann und will, zumindest nicht auf einmal. Das bedeutet aber, alle Mitarbeiter (die wollen) von Anfang an in die Veränderungsprozesse zu involvieren. Die besten Ideen müssen sich durchsetzen, und das unabhängig von der Hierarchie. Oft sehe ich noch eine dominante “HiPO-Kultur“ in Unternehmen (Highest Paid Opinion) – das muss sich ändern um die Veränderungen, die gerade mit unheimlicher Beschleunigung draußen passieren, intern aufzugreifen und diese Energie in interne Innovation umzusetzen. Dazu brauchen wir engagierte und „empowerte“ Mitarbeiter (das deutsche Wort „ermächtigt“ ist mir zu vorbelastet…). Also Mitarbeiter, die sich mit ihren Ideen und ihrer Energie engagieren dürfen (und sogar müssen) , unabhängig von Position, Rolle, Status…
9) Digitaler Enthusiasmus ist für dich?
Mit Neugierde und Begeisterung offen für Neues zu sein. Viel lesen, sich viel austauschen und gut zuhören – und jeden Tag etwas Neues lernen. Dann neue Dinge ausprobieren und auch mal Scheitern, Aufstehen und weiter machen. Und sich auch mal die Freiheit zu nehmen, seine Meinung zu ändern – was ja letztlich auch Lernen ist.
Vielen Dank Christian!
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