Erik Hauth habe ich vor zwei Jahren auf einem Panel bei den Medientagen München persönlich kennen gelernt. Bis dahin kannte ich, als Retter und Lebensdauerkarteninhaber von St. Pauli, ihn nur als DEN sagenumwobenen St. Pauli-Fan und hatte gar nicht auf der Uhr, dass wir in der selben Branche sind. Seitdem freue ich mich immer wieder über spannende Gespräche mit ihm, er hat eine angenehme Distanz zu den Buzzwörtern der Branche.
Nach über sieben Jahren bei der ProSiebenSat.1 Media AG als Geschäftsführer von wer-weiss-was und einer Interimszeit als COO bei beebop, steht aber ab Mai wieder für neue Abenteuer bereit. Der passionierte Segler gilt als Social Media-Mann der ersten Stunde – also los, kommuniziert mit ihm über Twitter, Facebook & Co. und lernt ihn dann mal kennen…
Viel Spaß beim Lesen, ein traumhaftes Frühlingswochenende und wer, wie ich die Apple Watch vorbestellt hat – schöne Träume!
Ihr
Harald R. Fortmann
1) Was wolltest du als Kind werden?
Busfahrer (weil ich das Geräusch beim Schliessen der Türen so toll fand) und Schriftsteller. Für mich war das beides kein Widerspruch.
2) Wie würden deine Mitarbeiter deinen Führungsstil beschreiben?
Partizipativ, geduldig und agil. Meistens. Wenn es denn nicht schnell, ordentlich oder engagiert genug geht, dann als autoritär, aber fair.
3) Und wie du selbst?
Agil und partizipativ, manchmal “scheffe” ich aber auch. Ein Ausdruck, den mir mein Mentor beibrachte und den ich erst verstand, als ich das erste Mal selbst “Chef” war. 😉
4) Stichwort War for Talents: Wie gelingt es dir, die besten Mitarbeiter zu finden?
Abseits der eingetretenen Pfade. Ich mag gebrochene Lebensläufe, Neugier gepaart mit Erfahrung, die nicht unbedingt fach-spezifisch sein muss.
5) Und wie hältst du sie?
Mit Raum: Raum zur Gestaltung und dem Beschützen dieses besonderen Raumes, den nur ein Team bieten kann. Insofern liegt es eigentlich nicht an mir, sie zu halten, sondern daran, ob es mir und uns gelingt, einen Raum zu schaffen, in dem Menschen Spaß an Höchstleistungen haben. Das ist nicht einfach, gelingt nicht immer, ist aber der befriedigenste Lohn für einen Manager, wenn das für Phasen und Momente gelingt.
6) Was bedeutet der digitale Wandel für dich im Alltag und auf der Arbeit?
Auskommen: Weil er ja gerade begonnen hat und sich alles so schnell wandelt, dass es manchmal schwindelig macht. Also auf absehbare Zeit gibt es für Menschen mit meinem Know-how zu tun.
Frust: Weil ich nun seit 19 Jahren immer wieder auf dieselben Vorbehalte stoße.
Freude: Weil so viel möglich wird, was vor nicht mal 20 Jahren Science Fiction war.
Wut: Weil so wichtige gesellschaftliche und politische Weichenstellungen so unendlich lange brauchen, um überhaupt diskutiert zu werden.
7) Die Risiken der Digitalisierung stehen oftmals im Vordergrund, wir möchten das Positive herausheben. Welche Chancen ergeben sich deiner Meinung nach durch sie?
Partizipation, Diversifikation und Erkenntnis. Ich habe nie schneller, weit reichender und internationaler gelernt, als in den letzten 15 Jahren. Die Kommunikation mit Menschen in digitalen Räumen, das Vorhandensein von so viel Empathie, Know-how und Wissen fasziniert mich immer noch und immer wieder.
8) Welche Schritte in Richtung digitale Transformation hast du in deinem Unternehmen angestoßen?
Nunja, Beebop und davor wer-weiss-was sind ja digital born companies, insofern musste man da nicht viel anstoßen. Eher Austausch organisieren, und das ist eine Aufgabe, die – einmal begonnen – nicht aufhört.
9) CEO, CDO, CIO, CTO, CMO, CFO, … – wer sollte die Digitalisierung der Unternehmen vorantreiben und warum?
Das Unternehmen strahlt vom Kopf aus. Der CEO muss den Raum schaffen, in dem digitale Kommunikation in Unternehmen wächst. Haltung war schon in der klassischen Markentheorie ein wichtiger Baustein – im Digitalen ist das nicht anders. Nimmt der CEO eine klare Haltung ein und erlaubt seinen Mitarbeitern, diese zu interpretieren, ist die Hälfte der Ernte eingefahren.
10) Wandel ist stets eine Herausforderung. Wie kann es gelingen, dabei alle Mitarbeiter mitzunehmen?
Vorleben. Ich bemühe mich und bin davon überzeugt: die Haltung, die man als Management zur digitalen Umwelt einnimmt, konsequent und ehrlich zu vertreten, nimmt die meisten mit und macht aus Mitarbeitern Follower.
11) Digitaler Enthusiasmus ist für dich?
Ein nettes Buzzword von einem netten Menschen, Harald 😉 – im Ernst: ich unterscheide nicht zwischen analogem und digitalem Enthusiasmus, und empfinde diesen meist bei Themen, die mich persönlich sehr angehen und befriedigen. Das kann eine kurze Konversation mit einem Blogger sein, ein Business Case, der funktioniert, oder die Magie, die entsteht, wenn am Millerntor Fußball gespielt wird.
Vielen Dank Erik!
Erik Hauth im Netz: Facebook, Twitter, Xing, YouTube
Vorherige “Digital-Checks”:
- 11 Fragen an Curt Simon Harlinghausen
- 11 Fragen an Ulrich Hegge
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