Auch bei der Gründungswelle in der Digitalen Wirtschaft wird immer wieder beklagt, dass zu wenige Frauen den Mut haben, ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Der Deutsche Start-Up Monitor (DSM) 2014 zählt hier lediglich 10,4% Gründerinnen in Deutschland. Eine, die in diesem Jahr den Schritt aus ihrer Rolle als Deutschland-Chefin von AppNexus gewagt hat, ist Frederike Voss. Mit orbyd hat die energische, immer fröhliche Norddeutsche ein deutsches Unternehmen ins Rennen um die Programmatic Budgets gebracht – bei der derzeitigen US-Phobie vieler Werbetreibender sicherlich nicht unklug… Und da Frauen gründlicher gründen, bin ich sicher, Frederike und ihre beiden Partner werden ihren Weg machen…

Ihnen ein tolles Wochenende, vielleicht sehe ich den ein oder anderen beim 12. Gegen den Wind Halbmarathon in St. Peter Ording.

Ihr

Harald R. Fortmann

 

 

Frederike Voss, orbyd, im Digital-Check von Harald R. Fortmann1) Was wolltest du als Kind werden?

Tierärztin oder Astronautin.

2) Wie würden deine Mitarbeiter deinen Führungsstil beschreiben?

„Hart aber Herzlich“: Ich stecke mir persönlich und auch meinen Mitarbeitern hohe Ziele und baue einen entsprechenden Erwartungshorizont auf. Dabei bleibe ich aber immer menschlich, fair und auf Augenhöhe. Ein solches oder ähnliches Feedback habe ich oft in Management Reviews erhalten.

3) Und wie du selbst?

Fokussiert, authentisch und kommunikativ. Ich bin mir darüber bewusst, dass ich hohe Anforderungen an mich selbst sowie mein Team habe, und arbeite daher sehr ergebnis- und zielorientiert. Dabei bleibe ich immer authentisch. Transparente, direkte und ehrliche Kommunikation ohne „politischen Schnickschnack“ hilft mir dabei, nicht nur Erfolge im Beruf zu erzielen, sondern auch meine Mitarbeiter abzuholen und auf dem gemeinsamen Weg mitzunehmen. Und da ich grundsätzlich lieber in die Tat umsetze und „mache“ als nur darüber zu reden, gehe ich mit meinen Mitarbeitern oft viele unterschiedliche Wege gleichzeitig – aber immer zusammen.

4) Stichwort War for Talents: Wie gelingt es dir, die besten Mitarbeiter zu finden?

Die besten Mitarbeiter kommen meistens aus meinem eigenen Netzwerk. Für mein Unternehmen orbyd ist es mir wichtig, Team-Mitglieder zu gewinnen, die Eigenverantwortung sowie eine offene Kommunikation schätzen. Das ist meiner Ansicht nach die Grundlage für eine Zusammenarbeit auf gegenseitiger Vertrauensbasis. Und wenn das gegeben ist, braucht man auch keinen „War of Talents“ führen. Darüber hinaus liegt mir das Thema Frauenförderung besonders am Herzen. Im Wirtschaftszweig AdTechnology, in dem ich tätig bin, sind eindeutig zu wenig Frauen vertreten. In Führungspositionen sogar nur unter einem Prozent. Ich nehme Frauen daher aktiv die Befürchtungen und Ängste, im Technologie-Sektor zu arbeiten, appelliere für und motiviere zu mehr Mut. Daraus haben sich schon einige Festanstellungen ergeben, die mich stolz machen.

5) Und wie hältst du sie?

Mein Motto ist „Partizipieren statt Parieren“. Ich binde Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse ein, hole mir Ansichten, Meinungen und Ideen aus dem Unternehmen und sorge dafür, dass sich das Team fachlich abgeholt fühlt. Nichts ist schlimmer, als Management-Entscheidungen einfach nur tragen und ausführen zu müssen, weil es oktroyiert wird. Das führt im Idealfall dazu, dass ich mit meinen Mitarbeitern eine vertrauensvolle Basis schaffe, auf der wir langfristig auf Augenhöhe zusammen arbeiten. Zusätzliche motivierende Faktoren wie flexible Arbeitszeiten, Freiheit, Verantwortung und Erfolgsbeteiligungen ergeben sich dann von selbst.

6) Was bedeutet der digitale Wandel für dich im Alltag und auf der Arbeit?

Ohne Digitalisierung gäbe es orbyd nicht. Die hochinnovativen Entwicklungen und komplexen Technologien in der Online-Welt tragen dazu bei, dass ich mit meinem Unternehmen den digitalen Wandel in unterschiedlichen Unternehmen strategisch und taktisch als Berater begleiten darf. Wandel führt immer zu Veränderung und geht damit oft mit Unsicherheiten und Ängsten einher. Diese zu entkräften und idealerweise zu beseitigen, ist meine Aufgabe mit orbyd – und das macht sehr viel Spaß!
Privat bin ich mit der Digitalisierung aufgewachsen. Für mich gehört es zum Alltag, über eMails, Webkonferenzen und Virtual Meetings oder soziale Netzwerke über Ländergrenzen hinaus zu kommunizieren. Während zu Hause auf meinem internetfähigen TV Filme per Streaming laufen, bestelle ich über mein Smartphone noch schnell für die nächste Konferenz Schuhe im Online-Shop. Natürlich nicht ohne mir die fachkundige Meinung von Freunden an der amerikanischen Westküste, die per Chat dazu geschaltet sind, einzuholen. Alles vollkommen normal.

7) Die Risiken der Digitalisierung stehen oftmals im Vordergrund, wir möchten das Positive herausheben. Welche Chancen ergeben sich deiner Meinung nach durch sie?

Die Chancen der Digitalisierung sind quasi unendlich. In erster Linie profitieren nicht nur Nutzer, sondern auch Unternehmen von einer schnelleren und effizienteren Kommunikation. Diese ermöglicht nicht nur Wirtschaftswachstum, sondern auch Innovation, Fortschritt und Kollaboration. Risiken und Chancen stehen meiner Ansicht nach nicht im Gleichgewicht. Die Vorteile der Digitalisierung überwiegen eindeutig.

8) Welche Schritte in Richtung digitale Transformation hast du in deinem Unternehmen angestoßen?

Bei orbyd ist digitale Transformation nicht mehr notwendig. Wir leben und arbeiten mit ihr, weil wir es gar nicht anders kennen und somit auch nie wirklich hinterfragt haben.
Mit orbyd begleiten wir aber auch traditionelle, konservative Unternehmen mit einem eher klassischen Hintergrund. In diesen Häusern ist digitale Transformationen einhergehend mit Wandel und Veränderung ein schwerfälliger Prozess mit signifikanten Implikationen auf die bestehende Unternehmenskultur. Sich bei dynamischen Marktveränderungen an neue Gegebenheiten anzupassen und den Anschluss an innovationsgetriebene Unternehmen nicht zu verlieren, fällt vielen schwer.
Für mich und das Team von orbyd ist digitale Transformation einhergehend mit technologischen Veränderungen und zunehmender Komplexität vollkommen normal und natürlich. Diese unbedarfte Herangehensweise schätzen unsere Kunden sehr.

9) CEO, CDO, CIO, CTO, CMO, CFO, … – wer sollte die Digitalisierung der Unternehmen vorantreiben und warum?

Welche zwei Buchstaben hinter dem C stehen, spielt eigentlich keine entscheidende Rolle. Hauptsache der oder die Treiber sind offen für innovative Themen, tendenziell risiko-avers und trauen sich, neue und im ersten Schritt vielleicht unkomfortablere Wege zu gehen. Mut zu Neuem und ein gewisser Macher-Instinkt sind unabdingbar, um die Digitalisierung vorantreiben zu können. Eine absolute Voraussetzung ist es jedoch, Menschen begeistern und mitnehmen zu können. Die Kern-Mannschaft muss an Bord sein, sonst klappt es mit der praktischen Umsetzung nicht.

10) Wandel ist stets eine Herausforderung. Wie kann es gelingen, dabei alle Mitarbeiter mitzunehmen?

Will oder muss man denn alle Mitarbeiter zwingend von Anfang an mitnehmen? Entscheidend ist doch, dass man Treiber und Motivatoren innerhalb eines Unternehmens fachlich und richtungsweisend abgeholt hat. Diese können dann die Transformation stetig und nachhaltig überzeugend intern vorantreiben. Sie fungieren quasi als Vorreiter, die den Vorteil mit der Zeit belegen. Das kommt insbesondere Mitarbeitern zu Gute, die Veränderungen gegenüber skeptisch oder zurückweisend entgegnen. Menschen sind naturgemäß unterschiedlich und reagieren auf Situationen sehr individuell. Deshalb kann man nicht von jedem verlangen, sich schlagartig an neue Strukturen und Prozesse anzupassen. Das Tempo muss in Abhängigkeit zu den Rollen und Verantwortlichkeiten der Mitarbeiter bestimmt werden.

11) Digitaler Enthusiasmus ist für dich?

Leidenschaft und Freude am Thema an sich. Tatendrang und Risikobereitschaft bei der Durchführung. Positives Denken und Geduld bei der Optimierung. Selbstbewusstsein bei der erfolgreichen Umsetzung.

Vielen Dank, Frederike! 

Frederike Voss im Netz: TwitterXing

Vorherige “Digital-Checks”:

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