Anita Zielina absolvierte 2012 das Knight Fellowship an der Stanford University in Kalifornien und war 2018 Gastlektorin am Reuters Institute der Oxford University. Zielina schloss an der Universität Wien ein Studium der Rechtswissenschaften ab und hält einen Master of Business Administration (Executive MBA) der INSEAD School of Business. Sie ist Vorstandsmitglied der Online News Association, der weltweit größten Vereinigung für Medien-Innovatoren, und Stiftungsrätin des ORF.
Welchen speziellen Themen sollte sich ein Beirat, den ein Unternehmen aus eigenem Antrieb einrichtet, ab sofort verstärkt widmen?
Meine Beirats- oder Vorstandsrollen sehe ich als eine Verpflichtung, das Unternehmen für die Zukunft fit zu machen. Was das bedeutet ist natürlich nach je nach Branche ein bisschen unterschiedlich, aber es gibt Gemeinsamkeiten: die Digitalisierung hat alle Branchen gleichermaßen erfasst, und Unternehmen müssen sich fragen: wie schaffen wir es in Zukunft MitarbeiterInnen zu finden und an uns zu binden? Wie verändern wir unsere Arbeitskultur und Arbeitsweise? Wir erreichen wir neue Zielgruppen und implementieren neue Geschäftsmodelle? Ein Beirat oder Aufsichtsrat sollte diese Themen einbringen und durch aus auch kontroverse Diskussionen hervorrufen.
Welche persönlichen Eigenschaften sollte ein Beiratsmitglied mitbringen, um einen möglichst großen Impact auf das Unternehmen zu haben?
Als Beirat eines Unternehmens ist man in einem interessanten Zwiespalt: man wird einerseits von außen als Teil des Unternehmens wahrgenommen, ist aber andererseits von innen nicht Teil des Management Teams und kann somit operative Entscheidungen nicht unmittelbar umsetzen. Ich glaube dass das dazu führt, dass man ein gewisses Maß an Selbstlosigkeit braucht, man könnte auch sagen dass das Ego nicht zu groß sein darf.
Als guter Aufsichtsrat oder Beirat beeinflusst man im Hintergrund den Erfolg des Unternehmens, ist aber auf den ersten Blick oft nicht sichtbar.
Man stellt seine Expertise, seine Kontakte, seinen Blick von außen zur Verfügung um dem Management Team des Unternehmens zum Erfolg zu verhelfen.
Wenn du Unternehmen, die keinen Aufsichtsrat haben müssen, etwas raten könntest zu freiwillig eingerichteten Beiräten: Was wäre das?
Ich denke dass eine der wichtigsten Entscheidungen darin liegt ob man einen Beirat einrichtet um nach außen hin zu signalisieren dass man eine interessante Gruppe von Menschen im Unternehmen versammelt hat, oder ob es um tatsächlichen Austausch, Inspiration, und Kontrolle geht. Über meine Aufsichtsrats-Mandate kann ich sagen dass zum Glück Zweiteres der Fall ist, ich lebe diese Mandate sehr aktiv und der Austausch mit dem Führungsteam ist sehr eng.
Was hast du dir vorgenommen für diese Tätigkeit, worauf du nach 12 und nach 24 Monaten stolz sein willst?
Ich bringe einige Fähigkeiten und Kenntnisse mit die ich für sehr vorteilhaft in diesen Funktionen halte. Ich habe 15 Jahre aktiv Transformation und Digitalisierung in Medien-Unternehmen vorangetrieben, mit all den Erfolgen und Misserfolgen die damit ein her gehen. Ich weiß viel über die menschliche Seite der Transformation, und glaube dass ich viel darüber gelernt habe wie man ein Unternehmen radikal neu denkt. Zudem habe ich auch ein wahnsinnig intensives internationales Netzwerk und kann Expertise aus den USA und anderen Ländern einbringen, was dazu führt dass ich am Puls der Zeit bin was Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle, und Transformation angeht.
Was ist deiner Meinung nach der größte Vorteil eines international zusammengesetzten Beirats?
Ich denke, dass wir alle vom internationalen Netzwerken und im internationalen Austausch profitieren – sowohl Unternehmen als auch Gremien. Nach meiner langen Berufskarriere in Medien in Europa war es für mich sehr interessant zu sehen dass meine Außenperspektive auf die USA oft parteiisch oder inkorrekt war. Andererseits lerne ich nun in den Vereinigten Staaten sehr viel über Europa und lerne meine alte Heimat auch sehr zu schätzen.
Wie jede Diversität ist auch regionale Diversität ein Mehrwert in Unternehmen und für Unternehmen.